In früheren Zeiten war wohl jeder Hausbesitzer auch ein Zimmermann, da er sein Haus meist selbst erbaute. Durch den Aufstieg der Städte zu Handelszentren und damit verbundener Gewerbeansiedlung, gewann auch das Handwerk an Bedeutung und in Folge setzte eine Spezialisierung (Arbeitsteilung) der handwerklichen Berufe ein. Dadurch wurde zum Beispiel der Zimmererberuf eigenständig und das berufsspezifische handwerkliche Können wuchs.

 

Um nun ihre eigenen Interessen besser vertreten zu können schlossen sich die Handwerker zusammen. Dadurch entstanden in der Zeit vom 12. bis zum 14.Jahrhundert die jeweiligen Zünfte ( aus dem altdeutschen Wort "zumpft" = zu ziemen; es gehört sich), der einzelnen Berufsgruppen und Gilden, die sich aus Händlern und Gewerbetreibenden zusammensetzten.

 

Die Zünfte bildeten ein soziales, ökonomisches und religiöses System. In Zunftordnungen  wurden die Ausbildung und das Verhältnis von Meister und Gesellen, bis hin zur Witwenversorgung geregelt. Die Zünfte regelten die Rohstofflieferungen, Löhne, Preise und Absatzmengen. Ferner setzen sie Qualitätsmaßstäbe, führten sie Kontrollen durch und entschieden bei Streitfällen. Sie nahmen niemanden auf, der den sittlichen Ansprüchen der Zeit nicht entsprach. Daher konnten zum Beispiel: Unfreie, Leibeigene, Juden, Heiden, Zigeuner, Mönche und Diebe keine Mitglieder werden. Durch den "Zunftzwang" garantierten sie ihren Mitgliedern ein standesgemäßes, gerechtes Einkommen und den Verbrauchern ein reelles Preis-Leistungs-Verhältnis

 

Des Weiteren war ein zentraler Bestandteil der Zünfte, de Reisezeit der Handwerksgesellen, auch Walz genannt. Das hatte zum einen den Hintergrund, dass die jungen Handwerker Erfahrungen sammeln und ihr handwerkliches Geschick verfeinerten sollten, aber auch dass es an ihrem Heimatort nach der Ausbildung oft keine Arbeit für sie gab. Die Walz unterlag ganz bestimmten Ritualen und zum Beispiel die traditionelle Berufskleidung des Zimmermanns hat sich bis in unsere heutige Zeit erhalten. 

 

 

 

Die Blütezeit des Zimmererhandwerks war sicherlich das Mittelalter mit seinen großen städtischen Fachwerk- und Prestigebauten. Die aufwendigen Arbeiten konnten von keinem Laien mehr ohne weiteres gebaut werden und erfahrene Zimmermeister wurden verpflichtet. Durch Geheimhaltung besonderer Techniken der hohen Zimmermannskunst, wie zum Beispiel Dachausmittlung, Schiftung und Vergatterung, erhielt man sich seine "Unentbehrlichkeit".

 

Ein sehr gelungenes Beispiel für Fachwerkbauten aus der Renaicons ist in Hildesheim das Knochenhaueramtshaus (Baujahr 1529) , welches nach der völligen Zerstörung im 2. Weltkrieg (1945) im Jahr 1989 nach alten Plänen und Fotografien rekonstruiert wurde.

 

Links: Bäckeramtshaus

Mitte : Knochenhaueramtshaus

Rechts: Gildehaus

 

Knochenhauerhaus Detail

Detailansicht vom Knochenhaueramtshaus

Die Aufhebung der Zunftverfassung und die Einführung der  Gewerbefreiheit, verbunden mit dem Aufkommen von Manufakturen und vorindustriellen Großproduktionen zu Beginn des 19.Jaherhunderts, leiteten das Ende der Zünfte ein.

 

Die heutige Zimmerei hat ihr Aufgabenspektrum erweitert und der modernen Zeit angepasst. Der Zimmerer ist Fachmann für Holzbau und Ausbau, er erstellt Dachtragwerke (Dachstühle), Hallen, Brücken, führt Lohnabbund aus und baut Häuser in Holzkonstruktion. Er legt Böden, baut Trockenwände ein und bekleidet Fassaden mit Holz.
Auch die Erhaltung und Modernisierung wertvoller Bausubstanz gehört zum Berufsbild des Zimmererhandwerks. Dank praktischer Erfahrung und fachlicher Weiterbildung, z.B. zum geprüften Restaurator im Zimmererhandwerk, übernimmt der Zimmermeister in der Denkmalpflege eine Schlüsselrolle.

 

Somit ist das Zimmererhandwerk, einer der traditionsreichsten und zugleich fortschrittlichsten Berufe am Bau.